Foto: © Andreas Stock
Lore Duwe
Lore Duwe (*28. Februar 1935 in Wuppertal-Elberfeld) ist eine Schauspielerin, Tänzerin, Sängerin und Autorin.
Lore Duwe – mit vollem Namen Hannelore Duwe-Scherwat – wird von ihren Fans liebevoll „Et Lörken“ genannt. Dies ist schon der erste Hinweis auf ihre enge Verbundenheit mit der Stadt Wuppertal und ihrer Mundart.
Aufgewachsen auf dem Nützenberg, wo sie auch zur Schule ging, liebte sie es schon im Kindergarten mit Leidenschaft Gedichte vorzutragen.
Lore Duwe:
„Mein Vater Fritz war Elektrotechniker, ein toller belesener Mann, der jeden Abend in seinem Volksbrockhaus geblättert hat. Meine Mutter war gelernte Zuschneiderin, was mir bei meiner Phantasie und meinem Faible für schöne Kleider total zugutekam.“
Sie mochte es immer sehr, wenn der Vater platt gesprochen hat. Auch das komödiantische Talent hat sie eindeutig von ihm geerbt, denn er brachte die Gäste der Stammkneipe regelmäßig mit kleinen Einlagen zum Lachen.
Die Mutter – eher ernsthaft – beeinflusste aber zunächst den beruflichen Werdegang.
Ende der 1940er Jahre waren schwierige wirtschaftliche Zeiten und so war bei der Berufswahl erst einmal Sicherheit angesagt. Deshalb folgten der Realschule zunächst der Besuch der Städtischen Kaufmännischen Unterrichtsanstalt und dann auch eine Ausbildung zur Industriekauffrau.
Doch parallel lockte die Kunst. Dank einer engagierten Tanztrainerin des Arrenberger Sportvereins stand die junge Lore schon seit dem 13. Lebensjahr als Tänzerin auf der Bühne des Atriums. In der Veranstaltungsreihe ‚Tanz am laufenden Band’ hatte sie sogar Soloauftritte, damit die anderen Tänzer und Tänzerinnen Zeit zum Umkleiden hatten. Schnell wurde eine vielseitige Begabung sichtbar und sie deckte fast alle Disziplinen ab – Ballett, Jazz, orientalischer Tanz, Steppen und Modern Dance.
Wären die Zeiten andere gewesen, hätte sie sich gewünscht eine renommierte Schauspielschule zu besuchen und eine Gesangsausbildung auf hohen Niveau zu bekommen – schließlich umfasst ihre Stimmbandbreite drei Oktaven und die damals bekannten Operettenarien konnte sie eh schon auswendig und erfreuten die Nachbarschaft.
Doch im Nachkriegsdeutschland waren die Schauspielschulen erst wieder im Aufbau und außerdem war das Geld knapp. Eine Bürotätigkeit war allerdings aber auch nichts, was sie bis zum Rentendasein machen wollte. Obwohl sie es bis zur Abteilungsleiterin einer Maschinenfabrik brachte – was in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts für eine junge Frau sehr ungewöhnlich war – entfloh sie der Enge des Tals und ging nach England. Sie wollte dort Englisch lernen und ihrem Traum auf der Bühne zu stehen durch eine Schauspielausbildung näher kommen. So spannend es war internationale Luft zu schnuppern, fühlte sie sich doch auch unerwartet entwurzelt und spürte wie sehr sie Wuppertal verbunden ist. Nach einem Jahr kehrte sie zurück.
Sie nahm Unterricht in Chanson und Komödie bei Lore Lorentz vom Kom(m)ödchen in Düsseldorf. Gemeinsam mit dem New Yorker Ernest Martin entwickelte und konzipierte sie Stücke und tourte mit dessen experimenteller Theatergruppe „Die Bühne“ durch ganz Europa.
Lore Lorentz mit Lore Duwe | Foto: © Privat
1968 kam ihr Sohn zur Welt und kurz darauf eröffnete sie in Wuppertal und Umgebung eine kleine Kette mit sechs Bekleidungsgeschäften.
Als 1977 die Wuppertal Rundschau zum ersten Mal herausgegeben wurde, war Lore Duwe mit an Bord. Viele Jahre war sie zuständig für die Werbung – Akquise, Beratung und Gestaltung der Anzeigen.
… und parallel dazu gab es immer Aktivitäten auf und hinter der Bühne und vor der Kamera mit zahlreichen Theater- und Filmproduktionen im In- und Ausland. Sie wirkte in zwei Kölner Tatorten mit und arbeitete mit namhaften Regisseuren wie
- Tom Tykwer (Der Krieger und die Kaiserin 2000)
- Wim Wenders (Pina 2011)
- Dirk Michael Häger (King Ping – Tippen Tappen Tödchen 2013)
- Sönke Wortmann (Sommerfest 2017)
- Hermine Huntgeburt (Lindenberg! Mach dein Ding 2020).
Charly Hübner mit Lore Duwe | Foto: © Privat
Im Bürgerfunk von Radio Impuls war sie Radiomacherin und Moderatorin, für das impuls-theater-wuppertal schrieb sie eigene Theaterstücke, inszenierte sie und stand auf der Bühne. Als Ensemble-Mitglied des Pina Bausch-Tanztheaters tourte sie 12 Jahre lang mit dem Stück „Kontakthof. Mit Damen und Herren ab 65“ durch ganz Europa.
Sie schuf die „Klofrau Irmchen – Neues aus der Keramik“, die ihre Erlebnisse am öffentlichen Örtchen schildert und im Theater Freudenhaus (heute Grend-Theater) in Essen läuft seit 18 Jahren vor ausverkauftem Haus das Stück „2 Witwen sehen rot“. Mit Claus Wilcke spielte sie im „Kammerspielchen“ Wuppertal in der Komödie “ Die Ehe ist ein seltsames Spiel“.
Klofrau Irmchen © Andreas Stock
…. und dann ist da noch die Wuppertaler Mundart: Lore Duwe organisierte und präsentierte die Plattkaller-Abende. Es ist für sie ein Stück Heimat und Vertrautheit und sie möchte dazu beitragen diese Sprache zu erhalten. So entwickelte sie sich zur Fachfrau für die Wuppertaler Mundart. Die damalige Intendantin des Wuppertaler Schauspielhauses Susanne Abbrederis holte ihren Rat zur Aufführung von Else Lasker-Schülers „Die Wupper“ ein und für den Born Verlag übersetzte sie „Mina Knallenfalls“ von Otto Hausmann ins Hochdeutsche. Eine CD mit Wuppertaler Liedern in Mundart gehört ebenfalls zum Repertoire.
Mit 84 Jahren nahm sie an der SAT 1 Show „Senior Voice“ mit über 1 Mill. Zuschauern teil. Mit dem Titel „Über sieben Brücken musst Du gehen“ wurde sie zwar nicht Gewinnerin aber die After Show Sequenz und ihr legender Flirt mit Sascha erreichte fast 500.000 Klicks auf YouTube.
Ihr persönliches Rezept für ein langes aktives Leben:
Lore Duwe in der Stadtzeitung vom 5. März 2023:
„Nicht rauchen, nicht trinken, positiv denken, mit jungen Menschen zusammen sein. …..Ich lebe eigentlich immer in einer anderen, jüngeren Generation als in meiner. Ich möchte jeden Tag dazu lernen. Ich will die Sprache und die Gesten der jungen Leute verstehen. Wenn ich das nicht tue, frage ich einfach nach. Das hält mich jung und mitten im Leben.“
….. und heute im Jahr 2024
Lore Duwe nimmt noch Ballett- und Gesangsunterricht und auch mit 89 Jahren fühlt sie sich zu jung für den Ruhestand und eigentlich ist alles wie immer.
Es gibt noch das Bekleidungsgeschäft „Lore Moden“ – ein Second-Hand Laden auf der Hochstrasse.
In ihrer Kolumne auf dem Online-Portal „Die Stadtzeitung“ unter dem Titel „Mal unter uns“ schreibt sie monatlich über vergangenes und aktuelles Stadtgeschehen im Tal aus ihrer persönlichen Sicht.
Aktuell gibt es jeden 1. Mittwoch im Monat im Café Luise die kleine Show „Ein Viertel im Viertel“ mit jeweils einem unterschiedlichen Motto. Eine Viertelstunde gibt es Programm, eine Viertelstunde wird ´geklönt´, dann wieder eine Viertelstunde Programm usw.
Regelmäßig tritt Sie im Grend Theater mit ihrem Klasssiker „Zwei Witwen sehen rot“ und „Freunde der italienischen Oper“ auf und das neue Stück „Oma auf App-Wegen“ ist auch fertig und feierte im September 2024 Premiere. Ein aktuelles Thema über Seniorinnen und die digitale Welt.
Im Oktober 2024 erhielt sie den renommierten Springmann-Preis zur Förderung Wuppertaler Künstlerinnen und Künstler.
Beim ))freies netz werk )) Kultur ist sie dabei und auch die Plattkaller-Abende will sie wieder aufleben lassen.
Lore Duwe:
„Viele Senioren sagen sich: ‚Endlich Feierabend, wir haben genug gearbeitet.‘ Ich entgegne dann immer: ‚Wichtig ist es, mitten im Leben zu bleiben, daran teil zu haben. Feierabend habt Ihr noch lange genug’.“
Anny Stalzer, eine gute Freundin sagt über Lore: „Lore ist ein Mensch, die wenig ver- und beurteilt. Lore versucht immer auch das Schöne am Menschen zu sehen“.
Als wir nach dem Interview das Eiskaffee am Laurentiusplatz verlassen, flüstert mir die Bedienung zu „das ist `ne Nette, ne?“. Jo, dat isse!!
Text: Petra Bald
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lore_Duwe Stand: 31.3.2024
www.die-Stadtzeitung.de
Hummeln im Hintern halten Lore Duwe jung von Peter Pionke 5.Februar 2022
Lore Duwe fühlt sich mit 88 zu jung fürs Rentenalter Interview von Peter Pionke 5. März 2023
Lore Duwe wird 89 von Peter Pionke 28. Februar 2024
Persönliche Interviews am 14. März 2024 und 17. April 2024
YouTube Lore Duwe ‚Auf Dasohr‘ Kurzportrait aus der Reihe „Ölbergnachbarn“ von Thomas Seibel 2022
Verortung:
Verortet wurde Lore Duwe in der Nähe ihres Wohnortes, in der Theodor-Heuss-Straße.
Bearbeitung: Letzte Aktualisierung 14.10.2024