Foto: © Kurt Keil; Universitätsarchiv Wuppertal, Depositum Kurt Keil, Signatur: KKS-Negativstreifen 18-05-1984 Bild Nr-29
Dr. med. Elisabeth Stark
Frau Dr. med. Elisabeth Stark wurde am 04. Juli 1904 in Barmen (heute Wuppertal), Westkotter Str. 100, geboren. Sie starb am 14. April 1995 ebenfalls in Wuppertal. Ihre hausärztliche Praxis in Barmen, Heubruch 11-13, war eine Institution. Auch heute erinnern sich noch ehemalige Patient:innen sehr gut an sie und v.a. an ihre leidenschaftliche Art in der Versorgung ihrer Patient:innen.
Die Familie von Dr. Elisabeth Stark war gut in die Barmer Gesellschaft (heute Wuppertal) integriert. Die Eltern waren Bernhard Stark und Minna Stark, geborene Allfeld. Der Vater, in den Niederlanden geboren, war Schreinermeister und Möbelfabrikant. Die Mutter kam aus Menden und kümmerte sich um die große Kinderschar und den Haushalt. Elisabeth Stark hatte sieben Geschwister, von denen bis 1908 vier gestorben waren.1
Elisabeth Stark wuchs mit ihren Eltern und Geschwistern auf. Das Familienleben war vom elterlichen Möbelgeschäft und Gottesfürchtigkeit geprägt. Die sehr katholische Familie hielt ein Leben lang fest zusammen und unterstützte sich gegenseitig. Elisabeth Stark wusste schon früh, dass sie Ärztin werden wollte. Nach dem Abitur in Wuppertal studierte sie in Münster und promovierte 1933 über das Thema Nierenbeckenentzündungen.2 Einige Jahre arbeitete sie als Ärztin in Krankenhäusern, bevor sie 1934 ihre hausärztliche Praxis in Wuppertal-Barmen, Heubruch 11-13, eröffnete. Ihre Mutter lebte bis zu ihrem Tode 1959 mit im Haus. Ihre jüngere Schwester Agnes („die Grande Dame vom Heubruch“)3, die das Modegeschäft Stark führte, lebte ebenfalls mit im Haus. Während des 2. Weltkrieges arbeitete Elisabeth Stark langjährig im Kinderheim St. Michael als Hausärztin und nutzte ihre guten Beziehungen, um Lebensmittel für die dortigen Kinder zu organisieren.4 Elisabeth Stark hatte viele, auch prominente Patient:innen. Zu diesen gehörten die Familien Vorwerk, Mittelsten Scheid und auch die Familie von Graf Stauffenberg während seiner Militärzeit in Wuppertal.
Elisabeth Stark arbeitete im 2. Weltkrieg auch in der Rettungsstelle und dort begann ihr ärztlicher Dienst abends um 20 Uhr, nach ihrer Praxistätigkeit. Bei dem furchtbaren Bombenangriff auf Barmen am 29./30. Mai 1943 kümmerte sie sich sehr tatkräftig um die Verletzten des Bombenangriffs und rettete vielen Menschen das Leben. In anschaulicher und eindrücklicher Weise hat sie diese Nacht dokumentiert (siehe ausführliches Tonmaterial unten)5. Nach 59 Jahren Tätigkeit als niedergelassene Hausärztin schloss sie am 01. April 1993 ihre Praxis.6 Sie hat sich ihr Leben lang ihrer ärztlichen Tätigkeit, der Familie und ihrem katholischen Glauben verschrieben. Es gibt heute noch Menschen, deren Hausärztin sie war und die immer noch voller Respekt und Zuneigung an sie denken und von ihr sprechen. Im Urlaub in Arosa in der Ferienwohnung ihrer Schwester Agnes erlitt Elisabeth Stark einen Schlaganfall/Herzinfarkt. Von den Erkrankungen erholte sie sich nicht wirklich. Ihre Schwester holte sie zurück nach Wuppertal, wo sie am 14. April 1995 starb.7
Zum damaligen Stadtbild der Barmer Innenstadt gehörte das Möbelhaus Bernhard Stark, Heubruch 11-13, das 1993 sein 100-jähriges Jubiläum feierte. Die Familie Bernhard Stark ließ an der genannten Adresse 1907 ihr Haus bauen, welches Wohnhaus, Möbelhaus, Modegeschäft und später auch die Praxis von Elisabeth Stark beherbergte. In der Bombennacht 29./30. Mai 1943 wurden das Möbelhaus und das Wohnhaus stark beschädigt und musste zunächst aufgegeben werden. Die gesamte Familie wurde vorübergehend im Kinderheim St. Michael untergebracht. Unter großem Einsatz vieler Handwerker konnte die Familie das Wohnhaus im Oktober 1949 wieder beziehen.
Viele Wuppertaler wurden im Heubruch 11-13 von Elisabeth Stark ärztlich betreut oder / und waren Kundinnen des Modegeschäfts von Agnes Stark. Das Modegeschäft Stark war fest in Barmen etabliert und hatte bis zur Geschäftsaufgabe Ende 2004 viele treue Kundinnen. Agnes Stark starb am 24.06.2004, ihre beiden langjährigen Mitarbeiterinnen führten das Geschäft noch bis zum Jahresende weiter – dann war endgültig Schluss mit dem Traditionshaus am Heubruch.9
Dr. Elisabeth Stark ist auf dem Friedhof Liebigstraße in Wuppertal beerdigt.
Text: Claudia Müller, Dezember 2024
Vortrag E. Stark zum 40. Jahrestag des Angriffs auf Barmen
Tonmaterial: Zimmermann, Werner, 30.05.1983 (Privatbesitz), Dateien 1-6
© Werner Zimmermann, Privatbesitz (v.l.n.r.: Elisabeth Stark, Agnes Stark)
Ansicht Heubruch 11-13, © Bettina Osswald
Agnes Stark im Modehaus, © Bettina Osswald
Inserat Praxisaufgabe, WZ (von Zimmermann, Werner zur Verfügung gestellt, 2023)
Todesanzeige (von Zimmermann, Werner zur Verfügung gestellt, 2023)
Artikel WZ (von Zimmermann, Werner zur Verfügung gestellt, 2024)
Quellen:
1 Stadtarchiv Wuppertal, Mail vom 27.02.2023
2 Deutsche Nationalbibliothek, Katalog; https://d-nb.info/571583717 vom 13.09.24; mit freundlicher Unterstützung von Dr. Susanne Knoblich, Landesarchiv Berlin, Helene-Lange-Archiv im Landesarchiv (LAB)
3 Osswald, Bettina; Göntzsche, Klaus und Wuppertaler Rundschau: Wuppertals wa(h)re Könige und Laden-Hüter, S. 83-84; Nacke KG 2004
4 https://www.khsm.de: Zur Geschichte des Kinderheimes St. Michael khsm.de/images/download/100_Jahre_KHSM_1885-1985_.pdf; zuletzt am 15.11.24 abgerufen
5 Tonmaterial: Zimmermann, Werner, 30.05.1983 (Privatbesitz), zur Verfügung gestellt am 09.03.23
6 Stark, Elisabeth, Dr.: Inserat Praxisaufgabe
7 Osswald, Bettina; Göntzsche, Klaus und Wuppertaler Rundschau: Wuppertals wa(h)re Könige und Laden-Hüter, S. 83-84; Nacke KG 2004
8 Tischvorlage und Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum Möbelhaus Bernhard Stark; von Zimmermann, Werner zur Verfügung gestellt
9 Osswald, Bettina; Göntzsche, Klaus und Wuppertaler Rundschau: Wuppertals wa(h)re Könige und Laden-Hüter, S. 64; Nacke KG 2004
Verortung:
Am Ort ihrer hausärztlichen Praxis Heubruch 11-13, Barmen.