Foto: © z. Verf. gestellt v. Hans Osterberg,
Patient*innenfürsprecher und „gute Seele“ des „Kapellchens“
Schwester Erhardis
Schwester Erhardis wurde am 25.1.1910 als Maria Zägel in Landsweiler geboren und arbeitete mehr als 40 Jahre als Säuglingsschwester im St. Josefs Hospital in Wuppertal. Dort versorgte sie Generationen neugeborener Wuppertaler*innen. Am 14.10.2006 verstarb sie in Trier-Petrisberg.
In Landsweiler, heute Landsweiler-Reden und Ortsteil der Gemeinde Schiffweiler, Landkreis Neunkirchen im Saarland, ca. 30 km von der französischen Grenze entfernt, wurde Maria Zägel am 25.1.1910 geboren.
Maria war das vierte Kind von Peter Zägel, einem Bergmann. Zusammen mit seiner ersten Frau, Maria Rauber, hatte er acht Kinder, wobei ein Kind schon kurz nach der Geburt 1921 verstorben war. 1922 wurde Peter Zägel Witwer und heiratete die bereits 1918 verwitwete Elisabeth Klein, die drei Töchter mit in die Ehe brachte. Als die beiden 1923 in eine Doppelhaushälfte mit vier Zimmern zogen, wohnten dann zehn Kinder im Haus. Die Eheleute bekamen dann gemeinsam noch einen Jungen (den Vater von Detlev Zägel) und ein Mädchen.
Maria Zägel zwischen 1928 und 1932 | Foto: z. Verf. gestellt v. Detlev Zägel
Maria Zägel hat nach dem Ende ihrer Schulzeit, etwa um 1926, bei einer Familie Laufen in Landsweiler-Reden eine Stelle als Haushaltshilfe angetreten und wohnte auch dort.
Durch den Einfluss einer mit dieser Familie befreundeten, sehr gläubigen Familie kam sie ungefähr 1930 zur Ausbildung in das kath. Krankenhaus in Bad Kreuznach, um Kochen und Hauswirtschaft zu erlernen. Dort fühlte sie sich nach eigenen Worten so wohl, dass sie bleiben wollte.
Schwester Maria Erhardis, vorne links. Foto z. Verf. gestellt v. Detlev Zägel
Mit dem Klostereintritt am 19.4.1933 in das Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier begannen für sie die verschiedenen Stufen der Aufnahme in die klösterliche Gemeinschaft.
Knapp zwei Jahre später, am 25.3.1935, legte Maria Zägel die zeitliche und dann am 29.9.1938 die ewige Profess ab. (Mit dem Ordensgelübde, der Profess, bekennt sich die Novizin nach den Regeln der Kongregation zu leben, d.h. in Armut, Keuschheit, Gehorsam und beständiger Barmherzigkeit.) Dort bekam sie dann den Namen Schwester Erhardis.
Nachdem Schwester Erhardis die Krankenpflege erlernt hatte, arbeitete sie ab 1936 im Krankenhaus St. Josef in Wuppertal-Elberfeld. Nach den Angriffen auf Wuppertal 1943 wurde sie in ein Kinderheim nach Düren versetzt. Nach dem Krieg 1946 kehrte sie wieder an das „Kapellchen“, das St. Josefs Hospital, zurück. Bis 1985 übernahm sie die Leitung des Säuglingszimmers und versorgte dort laut Hans Osterberg ca. 30 000 Wuppertaler*innen in den ersten Lebenstagen1. Die Firma Braubach und Plitt, ein Wuppertaler Textilunternehmen, spendete an Schwester Erhardis Baby- und Kinderkollektionen, die sie an bedürftige Familien auf dem Ölberg verteilte. (So wurde die Umgebung des „Kapellchens“ genannt, weil in der Elberfelder Nordstadt überwiegend Öllämpchen brannten und der Stadtteil erst spät an das öffentliche Stromnetz angeschlossen wurde.)
1989 wurde die geburtshilfliche Abteilung des St. Josef Hospitals geschlossen. Schwester Erhardis übernahm im Weiteren das Refektorium als Aufgabenbereich, den Speisesaal der Klosterschwestern. Anfang September 2006 zog sie in das Haus Maria-Frieden der Borromäerinnen nach Trier-Petrisberg, wo sie am 14.10.2006 verstarb.
Text: Dr. Eva Waldschütz
Schwester Erhardis in Düren während des Krieges
Foto: z. Verf. gestellt v. Detlev Zägel
Quellen:
1 Helma Blank, Hans Osterberg: Hänsken vom Ölberg, 2021, S.16
Totenbrief von Schwester Erhardis vom Mutterhaus des Ordens der Borromäerinnen aus Trier
Westdeutsche Zeitung, 25. März 1995: „Schwester Erhardis sah rund 30 000 Geburten“
Persönliches Gespräch mit Hans Osterberg und schriftliche Kommunikation mit Detlev Zägel
Ort:
Verortet im Stadtplan ist Schwester Erhardis am Ort ihres hauptsächlichen Wirkes, dem “Kapellchen“, dem St. Josefs Hospital in Elberfeld.