Foto: Copyright © jochen vogler – vvn-bda
Waltraud Blass
Waltraud Blass2, geborene Ebbinghaus, ist am 01.07.1920 in Ronsdorf (Wuppertal, Remscheider Str. 46) geboren. Sie war eine deutsche Kommunistin und Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Sie starb am 13.08.2009 in Wuppertal-Ronsdorf.
Ihre Eltern, Hugo und Hilde Ebbinghaus, traten ca. 1921 in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein und schickten ihre Tochter auf eine „freie“ Schule, ohne religiöse Bindung. Die Mutter engagierte sich in der Roten Hilfe, der Vater war KPD-Ortsgruppenleiter in Ronsdorf.
1933, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde der Vater wegen seiner KPD-Mitgliedschaft verhaftet und für ein Jahr im KZ Kemna (Wuppertal) inhaftiert. Die berufliche Existenz der Eltern wurde vernichtet. Nachdem auch ihr älterer Bruder 1934 verhaftet wurde, musste Waltraud ihre Schulausbildung abbrechen und in einer Mützenfabrik arbeiten. Gerne wäre sie Journalistin geworden. Sie engagierte sich im illegalen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. 1943 wurde die Familie an die Gestapo verraten. Auch Waltraud Ebbinghaus wurde „des Verdacht zur Vorbereitung zum Hochverrat“ bezichtigt und inhaftiert. Acht Monate wurde sie im berüchtigten Wuppertaler Polizeipräsidium festgehalten. Hier lernte sie bei der Arbeit in der Gefängnisküche ihren späteren Ehemann, Hans Blass, kennen. Im November 1943 wurde sie von der Gestapo in das KZ Ravensbrück deportiert. 1944 wurde sie nach Dortmund gebracht, wo sie erneut vor Gericht gestellt wurde. Dabei sah sie ihre Mutter wieder, die zu einer mehrjährigen Haftstrafe mit Ehrverlust verurteilt wurde. Waltraut E. wurde anschließend zurück in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Der Vater starb im August 1945 in Haft, die Mutter – gezeichnet von der langjährigen Haft – starb schwer krank 1947 in Wuppertal.
In Ravensbrück verrichtete Waltraut E. Zwangsarbeit für den Siemens-Halske-Konzern. 1990 stellte sich Waltraud Blass mit Unterstützung der Aktion Sühnezeichen für einen Musterprozess gegen den Konzern zur Verfügung. Sie verklagte den Siemens-Konzern auf eine Entschädigungssumme von 24000 DM für ihre Zeit als Zwangsarbeiterin. Die Gerichtsverfahren waren für sie eine Demütigung, eine Entschädigung wurde zuletzt wegen Verjährung abgelehnt.
Nach Kriegsende und der Befreiung des KZ Ravensbrück traf sie in Wuppertal Hans Blass wieder, der in das KZ Buchenwald deportiert worden war und nach der Befreiung nach Wuppertal zurückgekehrt war. Sie heirateten und erhielten als politisch verfolgte des NS-Regimes eine Entschädigungssumme. Diese nutzten sie zur Gründung einer Druckerei, die sie von 1950 bis 1975 betrieben. 1946 wurde Waltraud Blass Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN). Als die KPD 1956 erneut verboten wurde, druckten die Eheleute wieder illegale Flugblätter und traten in die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) ein.
Waltraud Blass starb nach langer Krankheit am 13.08.2009 in Wuppertal-Ronsdorf. Bis ins hohe Alter war sie politisch aktiv, setzte sich für Zivilcourage, Mut, Gerechtigkeit und Menschlichkeit ein, war gegen Rassismus, Antisemitismus und Neofaschismus. Ihr Leitsatz war „das Unrecht darf nicht vergessen werden“. Dieser Satz bestimmte ihr Leben bis zum Schluss.
Für Hugo und Hildegard Ebbinghaus ist in Wuppertal-Ronsdorf je ein Stolperstein3 für politisch Verfolgte verlegt.
Text: Claudia Müller
Quellen:
1 Foto: mit freundlicher Genehmigung © jochen vogler – vvn-bda
https://nrw-archiv.vvn-bda.de/texte/0548_waltraud_blass.htm vom 04.07.2022
2 Hier und im folgenden:
https://archive.ph/20130415045023/http:dkp-rheinland-west…ir-trauern-um-waltraud-blass&catid=90:Itemid=113 vom 04.07.2022 / Seite war am 26.07.2022 nicht mehr verfügbar
https://de.wikipedia.org/wiki/Waltraud_Blass (Stand: 04.07.2022)
https://www.wiki.de-de.nina.az/Waltraud_Blass.htm (Stand: 04.07.2022)
http://www.ns-verfolgung.uni-wuppertal.de/db_les/?Projekt=KdW Ebbinghaus, Waltraud (Stand: 04.07.2022) und Ebbinghaus, Hugo (Stand: 25.07.2022)
3 Mit freundlicher Genehmigung von stolpersteine-wuppertal.de
http://stolpersteine-wuppertal.de/cms/upload/Img_StolStei/Remscheider_Str_46_Ebbinghaus_1_Hugo.jpg und _Ebbinghaus_2_Hildegard.jpg (Verlegung 04.07.2013)