Foto: © Klaus Koehler
Heide Koehler
* 10.07.1939 – † 12.12.2017
Kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Heide Koehler (geborene Gohrisch) in Leisnig (Sachsen) geboren. Ihre Schulzeit verbrachte sie in Braunschweig und studierte in Münster (Westfalen) Deutsch und Englisch für das Lehramt an der Realschule. Es war eine bewusste Entscheidung, denn die Förderung von Kindern aus nicht-akademischen Elternhäusern lag ihr schon als Studentin sehr am Herzen und sollte sich wie ein roter Faden durch ihr Leben ziehen. An ihrem Studienort Münster lernte Heide Koehler ihren späteren Ehemann Klaus kennen, den sie 1964 heiratete. In diesem Jahr bestand sie ihr 2. Staatsexamen und trat ihre erste Lehrerstelle in Coesfeld an, wurde Pädagogin mit Leib und Seele. Es folgten die Geburten von drei Kindern, großes Engagement im schulischen Bereich – auch als Personalratsvorsitzende – und zusätzlich mehrere Wohnort- und Schulwechsel aufgrund beruflicher Erfordernisse ihres Ehemannes: Für die ungemein fleißige und beliebte Heide Koehler waren es 20 harte und bewegte Jahre.
Nachdem ihr Ehemann auf die Stelle des Polizeipräsidenten nach Wuppertal berufen worden war, ließ sich auch Heide Koehler ins Tal versetzen und trat 1984 eine Stelle an der Else-Lasker-Schüler Gesamtschule an. Auch an der „Else“ gelangte die beliebte und tüchtige Heide Koehler schnell in eine leitende Position, bis sie schließlich 1994 mit der Gründung der Gesamtschule Barmen betraut wurde. Ihre Herzensangelegenheit, in einer Ganztagsgesamtschule bei gemeinsamem Unterricht die Bildungschancen vor allem für benachteiligte Kinder zu erhöhen, konnte Heide Koehler nun realisieren: Sie prägte nicht nur das pädagogische Konzept, sondern auch die Baugestaltung der neuen Schule mit immensem Arbeitseinsatz bis ins Detail wesentlich mit. Die Gesamtschule Barmen ist dank Heide Koehler auch noch nach 30 Jahren ein architektonisches Schmuckstück, dessen freundliche und offene Gestaltung den Geist dieser Einrichtung widerspiegelt. Toleranz, Friedfertigkeit und eine besondere Förderung von migrantischen Kindern waren Koehlers besondere Anliegen: Werte, die sie vehement gegen die Attacken von rechts verteidigte. Die Verleihung des Titels „Beste Schule Deutschlands“ im Jahr 2015 war auch eine Würdigung des Lebenswerks der engagierten Schulleiterin, die bis zum Ende ihres Berufslebens hart gearbeitet hat.
Nach 40 Dienstjahren wurde Heide Koehler 2004 pensioniert, was ihrem Tatendrang allerdings keinen Abbruch tat. Sie engagierte sich in der Lehrerweiterbildung und gehörte dem Vorstand des Landesverbandes NRW der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule (GGG) an. Auch zählte Heide Koehler zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ Münzstraße e.V., der den Gebäudekomplex am ehemaligen Bahnhof Heubruch zu einem überregional bedeutenden historischen Lernort gestaltet hat. Sie übernahm den Vereinsvorsitz und konnte mit ihrem Team den Bestand dieses für die Geschichte des Bergischen Landes wichtigen Monumentes sichern und ausbauen. Seit 1985 war Heide Koehler Mitglied der SPD, gehörte von 2003 bis 2014 dem Unterbezirksvorstand an und war lange Zeit sachkundige Bürgerin im Schulausschuss, geschätzt stets auch vom politischen Gegner.
2016 verlieh der Landschaftsverband Rheinland Heide Koehler den Rheinlandtaler für ihre „Verdienste um das multinationale Zusammenleben und das friedliche Miteinander“. Die zahlreichen Nachrufe, die nach ihrem Tod im Dezember 2017 erschienen sind, zeugen von der großen Wertschätzung, die Heide Koehler erfahren hat. Heide Koehler hat in Wuppertal viele segensreiche Spuren hinterlassen.
Text: Karin Hockamp
Quellen:
Auskunft Klaus Koehler 14.09.2023
Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen III/2004, S. 18
Nachrufe der Konsumgenossenschaft Vorwärts e.V. und der Gesamtschule Barmen
Westdeutsche Zeitung 15.12.2017: „Dank an engagierte Pädagogin“
Verortung im Stadtplan: Gesamtschule Barmen, Unterdörnen 1, 42283 Wuppertal