Foto: © Familie Lietz
Ursula Lietz
Ursula Lietz wurde am 19. Juni 1940 als Ursula Hohrath in Wuppertal geboren. Zu dieser Zeit war ihr Vater Hans als Arzt am „Arrenberg“ tätig, dem damaligen Ferdinand-Sauerbruch-Klinikum, und ihre Mutter Viktoria dort als Stationsleiterin. Wenige Jahre später gründeten die Eltern gemeinsam eine eigene Praxis in Wuppertal Cronenberg, wo Ursula Lietz zusammen mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder aufwuchs.
Nach der Mittleren Reife am Gymnasium in Cronenberg machte sie eine Ausbildung zur Medizinisch-technischen Assistentin an der Universität Düsseldorf, die sie 1960 abschloss. Im gleichen Jahr heiratete sie Dr. Wolfgang Lietz und 1961 wurde Sohn Martin geboren. 1962 wurde diese Ehe wieder geschieden.
Ausgelöst durch eine längere Amerikareise entstand der Traum nach Amerika auszuwandern, den Ursula Lietz tatsächlich 1964 sogar als alleinerziehende Mutter verwirklichte. In den USA arbeitete sie in ihrem erlernten Beruf und zusätzlich auf der Intensivstation des heutigen McLaren Lapeer Region Hospital. Parallel zu ihrer Arbeit studierte sie in den Jahren 1967/68 Medizinische Technologie an der University of Michigan in Ann Arbor.
Als bei Sohn Martin der Wechsel auf die weiterführende Schule anstand, entschied sich Ursula Lietz zur Rückkehr nach Wuppertal. Noch in Amerika bekam sie eine Zusage von Bayer und war dann von 1970 bis 1998 als Wissenschaftliche Assistentin im Bayer Forschungs- und Entwicklungszentrum am Aprather Weg tätig. Zu Hause in Wuppertal erhielt sie tatkräftige Unterstützung von ihrer Mutter.
Zu Beginn dieser Tätigkeit erwarb sie parallel dazu den Titel der staatlich vereidigten Übersetzerin der englischen Sprache, die fachliche Voraussetzung für die allgemeine Beeidigung vor Gericht. Von da an beauftragten sie Gerichte regelmäßig mit medizinischen Übersetzungen, die sie in den Abendstunden an ihrer Schreibmaschine erarbeitete.
1983, nach dem Auszug ihres Sohnes, begann Ursula Lietz ihre politische Laufbahn mit dem Eintritt in die CDU. Bereits bei der Kommunalwahl im September 1984 wurde sie für den Wahlkreis Cronenberg-Nord in den Rat der Stadt gewählt, dem sie bis 1998 angehörte, davon 1991 – 1998 als Fraktionsvorsitzende der CDU. In der Ratsarbeit beschäftigte sie sich vorwiegend mit der Lösung von Fragen zu Schule, Jugend und Gesundheit. Von 1983 bis 1992 war sie Vorsitzende der Frauen Union (FU) Wuppertal und von 1986 bis 1992 des Bergischen FU-Bezirksverbandes. Ab 1998 war sie stellvertretende Vorsitzende des CDU-Bezirks Bergisches Land.
Für ihr umfangreiches Wirken wurde Ursula Lietz 1997 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland geehrt.
Sieben Jahre, von 1998 – 2005, gehörte Ursula Lietz dem Deutschen Bundestag an und vertrat dort den Wahlkreis 70 (Wuppertal II), bzw. den Wahlkreis 104 (Solingen – Remscheid – Wuppertal II).
Als Mitglied des Verteidigungsausschusses war das Sanitätswesen in der Bundeswehr aufgrund ihrer medizinischen Ausbildung ihr Hauptarbeitsfeld. In dieser Funktion kümmerte sie sich u.a. um den Aufbau von mobilen Krankenhäusern für die Einsatzkräfte der Bundeswehr im Kosovo oder in Afghanistan.
Im Mai 1999 und 2004 zur Wahl des Bundespräsidenten gehörte sie der Bundesversammlung an.
Von 1968 bis 1996 war sie Mitglied der American Society of Clinical Pathology und ab 1972 Mitglied der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft. Ab 1998 war sie Kreisvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in Wuppertal.
Sie leitete in den letzten Jahren ihrer aktiven Zeit den „Wuppertaler Förderverein Schulmittagessen e.V.“, der sicherstellte, dass auch für Kinder, deren Eltern den Eigenanteil für die Mahlzeit nicht aufbringen konnten, mittags ein Essen bereitstand.
Sie war zudem Presbyterin bei der evangelisch-reformierten Gemeinde in Wuppertal Cronenberg, Mitglied der Kolpingfamilie, des Cronenberger Heimat- und Bürgervereins, der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und des Freundeskreis Jekaterinenburg.
Ihre Hobbies waren Musik und Kunst. Sie spielte gerne Klavier und besuchte oft Museen. Es machte ihr Freude, für Familie und Freund*innen zu kochen. Wenn sie Zeit fand, nähte sie sich eigene Kleidungsstücke. Auch um ihre pflegebedürftige Mutter hat sie sich gekümmert. Zuerst hatte sie die Pflege privat und danach in einem Wuppertaler Pflegeheim organisiert.
Von ihrem ehemaligen Klassenkamerad Jürgen Eschmann wird Ursula Lietz als redegewandt und politisch geschickt beschrieben. Sie war unermüdlich im Einsatz, was laut Angaben ihres Sohnes nicht ohne Spuren für ihre Gesundheit blieb. Mit den Folgen hatte sie in den letzten zehn Lebensjahren zu kämpfen.
Ursula Lietz verstarb als Ehrenmitglied des Wuppertaler Karnevalsvereins im Alter von 78 Jahren am 11.11.2018.
Text: Dr. Eva Waldschütz (Stand: 4.8.2025)
Autogrammkarte Ursula Lietz (Fotograf unbekannt)
Quellen:
Wahlflyer von 2002 aus dem Archiv der CDU Wuppertal
WZ-Zeitungsartikel vom 4.4.2012 von Jürgen Eschmann
Angaben des Sohnes Martin Lietz
Verortung:
Karl-Greis-Straße 7