Christin PINI Coqui
Christin „Pini“ Coqui ist am 13.09.1951 in Wuppertal-Unterbarmen (Gronaustr. 35) geboren. Ihre Eltern waren schon künstlerisch tätig. Der Vater arbeitete als Werbegrafiker und Plakatmaler in einem der ersten Kaufhäuser unter jüdischer Leitung in Schwerin. Im Nationalsozialismus bekam er Berufsverbot. Ihre Mutter war Modellschneiderin im Harz. Sie hat noch vier Geschwister (3 ältere, ein jüngeres). Ihren Künstlernamen hat sie ihrem jüngeren Bruder zu verdanken, der zunächst „Christin“ nicht aussprechen konnte, sondern „Pini“ zu ihr sagte.
Von 1971 bis 1975 studierte sie freie Kunst und Buchillustration an der Wuppertaler Werkkunstschule (die Wuppertaler Werkkunstschule wurde ab 1972 in die Gesamthochschule Wuppertal, ab 2003 Bergische Universität Wuppertal, integriert). Ihr Examen gestaltete sie mit einer 13-teiligen Radierungs-Mappe zu Pablo Neruda. Seit 1976 ist sie freischaffende Malerin mit eigenem Atelier in Wuppertal. Sie arbeitete nach ihrem Studium der freien Grafik und Illustration zuerst als Zeichnerin und Karikaturistin. Sie organisierte sich in den Berufsverbänden BBK und GEDOK und nahm an mehreren Gruppen- und Einzelausstellungen mit zunächst gesellschaftskritisch-satirischen Zeichnungen teil. 1980 änderte sie ihren Stil vom rein zeichnerischen zur Malerei. Die Lust an Farbe, Bewegung und Körperlichkeit standen jetzt im Vordergrund und waren ausschließlich weiblichen Charakters.
Schon früh begann die Feministin Pini Coqui sich mit der Situation von Frauen auseinanderzusetzen. Mit 18 Jahren trat sie in die SPD ein und gründete bald eine politische Frauengruppe im zuständigen Ortsverein der SPD. Mit der Frauengruppe um Erika Schilling kümmerten sie sich um geschlagene Frauen und Pini ließ die Frauen teilweise auch bei sich übernachten, als es noch kein Frauenhaus in Wuppertal gab. Dies wurde erst 1979 eröffnet. Sie gilt als eine der „Frauen der ersten Stunde“ des Frauenzentrums [Urania] in Wuppertal.
Mit ihrer Hinwendung zur großformatigen Malerei greift sie ihren Kosenamen „PINI“ wieder auf. In ihrem Atelier entstanden großformatige Frauenakte im expressiven Stil. Das zeigte sich in ihrer Ausstellung „Lustvolle Stille und leidenschaftliche Bewegtheit“ und beschreibt ihre Bilder am besten. Die kraftvollen Figuren sind lustvoll, überzogen, frech aber auch liebevoll, zärtlich und leidenschaftlich. Ihre sichere Linienführung umgibt liebevoll die zum Teil stark farbigen und doch von sinnlicher Kraft ausgeführten Körperformen. Der bewegte Hintergrund hebt die Figuren noch hervor. Bewegung, Gestik und Farbe bestimmen ihre Bilder. Sie entwickelte gerne mit anderen Künstlerinnen Projekte oder arbeitete mit verschiedenen Künstlerinnen anderer Sparten, z.B. aus der Literatur, aus der Musikbranche oder mit Bildhauerinnen zusammen. Alle drei Jahre wechselte sie ihr Atelier, die bis auf eines alle in Unterbarmen angesiedelt waren. Sie war / ist mit anderen Künstler:innen sehr gut vernetzt. Für ihre Arbeiten habe sie die Bronzeskulptur „die Sinnende“ der Bildhauerin Friede Classen auf der Hardt (sie ist 2006 gestohlen worden)2 sehr inspiriert.
Von 1993 an war sie Mitglied in der Ateliergemeinschaft „Werktor 3“. Mehrere Jahre führte sie in Wuppertal-Unterbarmen die „Schaufenster-Galerie“, in der sie arbeitete, aber auch ausstellte und Kunstinteressierte empfing.
Von 1997 bis 2000 malte die Künstlerin kontinuierlich in Anlehnung an die Dichtung von Else-Lasker-Schüler den Bilderzyklus „Dein Herz – mein Stern“, der in mehreren Städten Deutschlands ausgestellt wurde. Die Künstlerin fühlt sich sehr mit dem Leben und Werk der Dichterin Else Lasker-Schüler verbunden. Deren frühe Liebesgedichte hat sie in Malerei umgesetzt.
Seit 1989 gestaltete sie auch Kleinplastiken verschiedener Genres, die z.T. auch in Bronze gegossen wurden. 2000 gründete sie die Kulturinitiative „Brücke 2000“ mit den Künstlerinnen Tatiana Stroganova und Cornelia M. Paulus, mit denen sie auch im Rahmen der Ateliergemeinschaft „Werktor 3“ ausstellte. Pini Coqui beschäftigt sich gerne mit „den vergessenen Göttinnen“ und der Mythologie des arabischen Raumes.
Seit ca. 2019 gestaltete Christin Pini Coqui keine Ausstellungen mehr. In ihrem eigenen Atelier in der Hünefeldstraße in Unterbarmen hat sie mit Freund:innen mehr als 300 Ausstellungen umfänglich organisiert. Heute lebt die Künstlerin eher zurückgezogen, führt aber weiter ihr Atelier und fertigt kleine Skulpturen an.
Pini bezeichnet sich gerne als Tochter Sapphos, lebt mit ihrer Partnerin in einer Fernbeziehung und zeitlebens mit Hunden zusammen.
Text: Claudia Müller und Christin PINI Coqui
Bildergalerie:
Quellen:
1 Foto: Pinis letztes Atelier in Wuppertal-Unterbarmen, Völklingerstraße
Gespräche mit Pini Coqui, August-September 2022
(Text: bkk bergischland; Ausstellung in der Stadtsparkasse Wuppertal)
Ausstellung „Wandlungen am Ufer der Wupper“ (www.kulturgarage.de); (Stand: 07.08.2017)
2 https://www.denkmal-wuppertal.de/2013/07/bronzeskulptur-die-sinnende.html (Stand: 24.09.22)