Möltgen, Ulrike

Ulrike Möltgen ist durch und durch Wuppertalerin: Sie wurde hier am 17. April 1973 geboren, hat hier später studiert und lebt und arbeitet seitdem ohne Unterbrechung im ‚Tal‘. Dennoch hat sie längst überregionale Bedeutung: Sie gehört zu den bedeutenden Buch-Illustratorinnen Deutschlands.

Dass sie einmal Illustratorin und Künstlerin werden würde, wurde sehr früh in ihrer Kindheit deutlich. „Ich konnte nichts anderes“, sagt sie selbst. „Schreiben und Rechnen fiel mir schwer, weil ich spiegelverkehrt schrieb oder Zahlen vertauschte. Malen und Zeichnen war das einzige, das ich konnte.“
So fällt ihr die weitere berufliche Ausbildungs-Wahl nicht schwer und nach Einreichung der bekannten Bewerbungs-Kunst-Mappe startet sie 1993 mit dem Studium des Kommunikationsdesigns – und hat schon bald darauf großen Erfolg: Erst 20 Jahre alt, beginnt sie im Trickfilmstudio von Rolf Fänger¹ zu arbeiten, der als Animator und Regisseur für Kinderprogramme wie der “Sendung mit der Maus” und “Siebenstein” tätig ist. Technische Animationen liegen Ulrike Möltgen nicht – aber dafür Illustrationen umso mehr. Zusammen mit Rolf Fänger¹ schafft das Paar den berühmten Mondbären, zu dem unzählige Kinder-Bücher in den Folgejahren erscheinen sollen. Eine 48-teilige Zeichentrickserie und ein Kinofilm folgen.

Ulrike Möltgen setzt parallel ihr Studium fort – inspiriert und betreut vom bekannten Kinderbuchautor und Hochschullehrer Wolf Erlbruch.²
Durch ihn ändert und verfeinert sie ihre künstlerische Richtung und entwickelt unter anderem Collage-Techniken, die sich auch heute noch oftmals in ihren Illustrationen als ‚collagiert gedachte Bilder‘ wiederfinden. „Durch Wolf Erlbruch habe ich gelernt, eigene Figuren zu schaffen“, berichtet sie.
Sie erhält fortwährend Aufträge für Buchillustrationen.

In den Folgejahren entwickelt sie ihren eigenen prägnanten Stil der Illustration – Zeichnungen, denen oft auch etwas Unerklärliches anhaftet. Ulrike Möltgen nähert sich der jeweiligen Geschichte, als wollte sie sagen: „Ganz wirst du das Gesehene nie begreifen. Du wirst nur glauben, dass es geschehen sein könnte“³, so Siggi Seuß treffend in einer Rezension in der Süddeutschen Zeitung.

Mehr als 50 Bücher hat Ulrike Möltgen bis heute illustriert, bei namhaften Verlagen wie Hanser, Gerstenberg, Atrium, Carlsen, Peter Hammer, ebenso Insel-Bücher des Suhrkamp Verlags. Sie bebilderte Werke von Autor*innen wie Selma Lagerlöf, Hilde Domin, Hans Fallada, Erich Kästner und vielen mehr. Ihr neuestes Werk 2024 ist das illustrierte „Märchen von der Vernunft“ von Erich Kästner.

Ulrike Möltgen erhielt etliche Preise und Auszeichnungen für ihre Illustrationen in Deutschland und Österreich, darunter auch den Enno und Christa Springmann-Preis 2019.
Ihr künstlerischer Werdegang bleibt dynamisch und ihre Werke zeugen von einer Vielfalt in Ausdruckformen und Stil.
Dass sie auch in einem anderen Genre sich ausgezeichnet bewährt, zeigen die wöchentlichen Cartoons, die sie zusammen mit Uwe Becker für die Westdeutsche Zeitung entwickelt und weitere Illustrationen für seine Kolumnen, in denen sie aktuelle Wuppertaler Themen aufgreifen.
Ulrike Möltgen ist Mutter eines 19-jährigen Sohnes und lebt und arbeitet in der Wuppertaler Nordstadt.

Text: Uta Kroder

Verortung:  Atelier Ulrike Möltgen, Neue Nordstraße, Wuppertal

Quellen:
Gespräch mit Ulrike Möltgen am 29.09.2023
https://www.ulrikemoeltgen.de/

¹ Rolf Fänger, geb. 1950, verst. 2009 (https://www.coppenrath.de/…)
² Sehr bekannt wurde Erlbruch durch sein Kinderbuch ‚Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat‘.
³ Siggi Seuß: Besprechung zum Buch „Der Vogelschorsch”, Süddeutsche Zeitung, 15.10.2019.

Fotos/Grafiken: Mit frdl. Genehmigung Ulrike Möltgen