Foto: © Privatbesitz Barbara Hruby
Ruth Füssel
Am 1. August 1924 erblickte Ruth (Rita) Ewald in Krefeld das Licht der Welt. Schon kurze Zeit später zogen ihre Eltern Helene Ewald (geb. Michael) und Kurt Ewald mit dem Baby nach Barmen in die Winchenbachstrasse.
Damals war Mutter Helene bereits an Multipler Sklerose erkrankt, der Vater war schwer verletzt aus dem 1. Weltkrieg zurückgekehrt.
Bereits von früher Kindheit an unterstützte der Vater Ruths Bewegungsdrang. Sie begann mit Leichtathletik beim SSV 04 und Tennis beim nahegelegenen Tennisclub Gold-Weiss.
Als beide Eltern pflegebedürftig wurden, übernahm die jugendliche Ruth neben ihrer Schulausbildung (bis zum Abitur am Gymnasium Barmen) und der Leidenschaft für den Sport deren Pflege. Auch das Textilgeschäft ihres Vaters führte sie trotz des Krieges.
LEICHTATHLETIK
1947
Speerwerfen Deutsche Meisterin mit 38,90 m
2. Platz bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften mit 40,10 m Speerwerfen
1948 und 1949
Deutsche Leichtathletik-Mannschaftsmeisterin
1948
Kugelstoßen mit 10,27 m und Diskuswerfen mit 30,74 m im Deutschen Team
(Quelle zu dieser Auflistung: Barbara Hruby)
Als Speerwerferin wurde sie ein fester und siegreicher Bestandteil der SSV Leichtathletik-Mannschaft und war immer wieder im sportlichen Einsatz. 1947 wurde sie mit 38,9 m deutsche Meisterin im Speerwerfen. 1948 und 1949 errang das Team um Ruth Füssel, Emmy Albus, Grete Busch, Manni Dekkers und Sigrid Zumbruch die deutsche Meisterschaft. 1948 stellte Ruth Füssel ihre Fähigkeiten unter Beweis und gewann im Kugelstoßen und im Diskuswerfen. Das Band der Freundschaft mit den Mitsportlerinnen hielt das ganze Leben.
Häufig begleitete Artur Füssel die Mannschaft, am 24.2.1950 heiratete er Ruth Ewald; ihre gemeinsame Tochter Barbara wurde im Juni 1951 geboren.
TENNIS
Wuppertaler TC
mehrfache Clubmeisterin
1955
WTC-Damenmannschaft Niederrheinmeisterinnen
1965
erste Wuppertaler Stadtmeisterin
mehrfache Bergische Meisterin in Einzel- und Doppelkonkurrenzen
1969
Europameisterin im Doppel (Ruth Füssel mit Grete Berron in Baden-Baden)
1970,1971 und 1977
jeweils zweiter Platz bei den Europameisterschaften
1988 und 1989
Deutsche Hallenmeisterin (Ruth Füssel im Doppel mit Ruth Krommes)
(Quelle zu dieser Auflistung: Barbara Hruby)
Sie wechselte vom Tennisclub Gold-Weiss zum Wuppertaler TC in die hochklassige Damenmannschaft und wurde bald in die Damen Niederrheinmannschaft berufen. Ihre größten Erfolge erzielte sie bei dem „weissen Sport“ in Baden Baden, wo sie mit ihrer Freundin und Partnerin Grete Berron 1 x Eurpameisterin und 3 x Vize-Europameisterin wurde. Gemeinsam mit Ruth Krommes wurde sie deutsche Meisterin im Damen-Doppel und mit der Schomburgk-Mannschaft vom Niederrhein errang sie diesen Titel mehrfach.
1965 erspielte Ruth den Titel ‚erste Wuppertaler Stadtmeisterin bei den Damen‘ und trat auch als erfolgreiche Trainerin ihrer Tochter Barbara Füssel hervor, die im selben Jahr im Alter von 13 Jahren erste Jugendstadtmeisterin wurde. Mutter und Tochter waren ein siegreiches Doppelpaar. Im Mixed standen sich Mutter Ruth und ihre 15-jährige Tochter Barbara bei den Stadtmeisterschaften einmal im Endspiel gegenüber, da scherzte die Presse „Familienstreit im Hause Füssel“ – obwohl von Streit bei dem von Fairness und Liebe geprägten Mutter-Tochter-Gespann nicht die Rede sein konnte.
Die Tennisjugend lag Ruth Füssel sehr am Herzen, sie betreute die Mädchen und Jungen als Clubjugendwartin und als Bezirksjugendwartin.
Sie liebte Bäderturniere in Bad Meinberg und auf Juist. Auch hierbei stand sie häufig auf den Siegertreppchen.
BRIDGE
Deutsche Meistertitel
1976 Deutsche Damen Paar-Meisterin (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1986 Deutsche Senioren Paar-Meisterin (Ruth Füssel mit Rosl Frerichs)
Internationale Einsätze im Damenteam des Deutschen Bridge Verbandes
Damen-Team Olympiade
1980 Valkenburg (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
Damen-Team Europameisterschaft
1971 Oostende (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1973 Den Haag (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1973 Oostende (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1974 Herzliya (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1975 Brighton (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1975 Vittel (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff) (Bronze Medaille)
1977 Helsingör (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1977 Oostende (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1979 Lausanne (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1979 Salsomaggiore (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1981 Birmingham (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1981 Damen-Team EWG/EU-Meisterschaft
1983 Oostende (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
Weitere Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften
WM
1978 New Orleans,
1982 Biarritz
EM
1976 Cannes,
1980 Monte Carlo
Mixed-Paar Weltmeisterschaft
1978 New Orleans (Ruth Füssel mit Helmut Häusler)
1982 Biarritz (Ruth Füssel mit Detlef von Gynz)
Offene-Team Weltmeisterschaft
1978 New Orleans (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
Damen-Paar Weltmeisterschaft
1978 New Orleans (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1982 Biarritz (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
Mixed-Paar Europameisterschaft
1976 Cannes (Ruth Füssel mit Peter von Ciriacy)
1980 Monte Carlo (Ruth Füssel mit Peter von Ciriacy)
Damen-Paar Europameisterschaft
1976 Cannes (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
1980 Monte Carlo (Ruth Füssel mit Lore Tolsdorff)
(Quelle zu dieser Auflistung: Helmut Häusler)
Ende der 1960er Jahre trat sie in den Wuppertaler Bridge Club ein. Ihr fotografisches Gedächtnis half ihr, schon bald an kleineren Turnieren erfolgreich teilzunehmen. Auch Lore Tolsdorff wurde auf sie aufmerksam und erkannte ihr Potential. Zusammen nahmen sie bei Bridgekoryphäen Unterricht und wurden feste und erfolgreiche Mitglieder der deutschen Bridgemannschaft, in der sie Deutschland mehr als 30 Mal in der ganzen Welt erfolgreich bei Europa- und Weltmeisterschaften repräsentierte. Sie nahm auch an der Bridgeolympiade 1980 in Valkenburg teil. Deutsche Meistertitel erspielte sie 1976 als Deutsche Damen Paar-Meisterin mit Lore Tolsdorff und 1986 als Deutsche Senioren Paar-Meisterin mit Rosl Frerichs.
Auch diese internationalen Kontakte pflegte sie ihr Leben lang und präsentierte ihren Besuchern ihre Heimatstadt Wuppertal.
Sport verbindet – das war ihr Motto. Immer, wenn Ruth Füssel mit einer Partnerin oder in einer Mannschaft kämpfte, spornte sie ihr Teamgeist zu Höchstleistungen an
Ruth Füssel und Lore Tolsdorff vermittelten ihr Wissen und ihre reichen Erfahrungen an kartenfreudige Damen und Herren – sie waren Mitglieder im Team von einem der ersten Bridgereiseveranstalter mit Reisen 5x pro Jahr nach Bad Kissingen.
Lange hatte sie wie eine Löwin (im August geboren) gegen die Leukämie gekämpft, sie starb am Muttertag, den 12. Mai, 1996. Auf der Kranzschleife des Tennis Bezirks Bergisch Land stand: Einer großen Sportlerin als letzte Ehre
Ruth Füssel wurde zum Milleniumswechsel von der Westdeutschen Zeitung zur Jahrhundertsportlerin gekürt.
Text: Barbara Hruby
Foto Tennisspielerin Ruth Füssel: © Privatbesitz Barbara Hruby
Verortung: Winchenbachstraße (Wohnort)