Iris Luckhaus
Iris Luckhaus wurde 1973 in Wuppertal-Ronsdorf geboren. Sie ist freie Illustratorin, Designerin und Autorin, arbeitet aber innerhalb von Projekten manchmal auch als Grafikerin, Stylistin, Naturkundlerin, Erfinderin, Zuschneiderin, Historikerin, Lektorin, Übersetzerin, Vorleserin, Fotografin oder Beraterin. Ihre unterschiedlichen Arbeitsfelder ergänzen und inspirieren sich gegenseitig. Sie liebt die Herausforderung, immer weiter zu lernen, und zeichnet meist mit einem großen Lächeln.
Nachdem Iris Luckhaus schon als Kind immer und überall gekritzelt, gebastelt und erfunden hat, hätte es nach dem Abitur nahe gelegen, Illustration zu studieren, aber Bekleidungsdesign erschien ihr damals eine spannendere Herausforderung. Für ihre Mappenbewerbungen brachte sie sich selbst das Zeichnen bei; zunächst in den Parks von Paris, weil Statuen das lange Stillstehen nichts ausmacht, und später auch beim Aktzeichnen, das sie bis heute liebt. Parallel dazu lernte sie bei einem sechsmonatigen Praktikum in der Kostümschneiderei der Wuppertaler Bühnen im Opernhaus das Nähen.
Zu ihrer großen Freude wurde sie an der Hochschule der Künste Berlin und dort sogar in der kleinen Modeklasse von Vivienne Westwood aufgenommen, wo sie u.a. historische Schnittkonstruktion als Basis für moderne Bekleidung lernte. Weil Iris Luckhaus die meisten historischen Kleidungsstücke furchtbar unpraktisch findet, hat sie sich bald auf historische Sport- und Reitkleidung spezialisiert, und dabei u.a. über die Geschichte der Frauenjagdkleidung geforscht und geschrieben.
Entstanden sind hieraus schließlich ihre Diplomarbeit sowie die Kollektion “Jagdfieber” (Arbeitstitel: ‘Von schönen Frauen, starken Hirschen und anderem jagdbaren Wild’ – Über Jägerinnen im eigentlichen und im übertragenen Sinne), die u.a. in Berlin, Wien und Los Angeles gezeigt wurde und heute z.B. von Uschi Obermaier getragen wird.
Nach ihrem Diplom im Jahr 2000 fand Iris Luckhaus, dass sie jetzt alle Kleidungsstücke neu erfunden hätte, die sie gern neu erfinden wollte. Zudem hat sie schon während des Studiums für Freunde und Familie illustriert, das Zeichnen aber im Diplomjahr ebenso vermisst wie das Grün ihrer bergischen Heimat. Daher kehrte sie nun zurück, nach Wuppertal und an den Zeichentisch, lebt und arbeitet aber seither immer noch häufig in Berlin und Paris.
Auf die Frage, ob ihr Designstudium für ihre jetzige Arbeit nicht unnütz gewesen sei, antwortet Iris Luckhaus:
„Im Gegenteil! Ich habe gelernt, genauer hinzusehen, immer weiterzulernen und neugierig zu bleiben, Geschichten in Details zu erzählen, dass historische Kleidung sich wie Zeitreisen anfühlen kann, dass ich die vollständige Lösung von Problemen oft deutlich spannender finde, als “einfach eine Schleife draufzusetzen” (…), und dass Schönheit eigentlich mehr Gefühl als Look ist. Als Illustratorin arbeite ich ähnlich und fühle mich in alle Details ein.“ 1
Iris Luckhaus hat sich bewusst nie auf einen bestimmten Stil oder Kundenkreis festgelegt, sondern illustriert und gestaltet querbeet für Werbung, Produkte, Firmen, Agenturen, Verlage (z.B. Random House, Duden, Taschen), Magazine (z.B. Penthouse, Südddeutsche, Eltern) oder Institutionen (z.B. Landesforsten, Leibniz Institut, WWF), aber oft auch für Privatpersonen aus aller Welt.
Besonders gern arbeitet sie sich dabei in Themen ein, die sie ohne ihre Arbeit kaum kennengelernt hätte, erzählt kleine Geschichten mithilfe von Details, die sich erst auf den dritten Blick erschließen, und lässt sich von ihren Kunden und deren Projekten inspirieren. Darüber hinaus hat sie u.a. auch an der Universität der Künste Berlin, wo sie selbst studiert hat, Modeillustration unterrichtet. In bekannten Anthologien wie Illustration Now!, Freistil oder Illusive wird sie wiederholt als eine der “weltbesten zeitgenössischen Illustratoren” vorgestellt.
Iris Luckhaus ist nicht nur für ihre Liebe zum Detail, sondern auch für ihre Illustrationen selbstbewusster Modemädchen bekannt, die sie neben Werbung z.B. auch für Bücher wie “Mein Leben mit Mitsu – Eine Geschichte von Liebe, Sehnsucht und Nudelsuppe” (Marcel Magis, Brandneu 2005)2, das Jugendbuch “Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe” (Nina Blazon, CBT 2014)3, den Ratgeber “Die Balkantherapie für Liebe, Leib und Leben” (Mimi Fiedler, MVG 2015)4 oder das Sachbuch “Du hast das Wort, Schätzchen! – 100 charmante Geschichten rund um die Sprache” (Rita Mielke, Duden 2017)5 gezeichnet hat.
2009 hat Iris Luckhaus zusammen mit Co-Autor Matthias Klesse eine eigene Figur erfunden, geschrieben, gezeichnet und gestaltet: Lily Lux, über die es im Hoffmann & Campe Verlag bereits zwei Bücher, “Die wunderbare Welt der Lily Lux”6 und das “Lily Lux Notizbuch”7, sowie eine magnetische Ankleidepuppe8 gibt.
„Lily Lux liebt das Leben! Sie kann auch über kleine Dinge staunen und macht aus allem etwas Besonderes. Etwas nicht zu können ist für Lily Lux absolut kein Grund, es nicht trotzdem zu tun. Ihr Erfindungsgeist steckt einfach an! Auf 64 Seiten eröffnen Iris Luckhaus und Matthias Klesse eine wunderbare Welt voller kleiner Details, die große Geschichten erzählen. Dieses Buch ist wie ein Lächeln – ein Buch, das den Blick wach und den Tag einfach schöner macht.“ – Buecher.de9
Als zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 Masken kaum erhältlich waren, hat Iris Luckhaus zunächst alle verfügbaren Schnittmuster nachgenäht, war von deren Passform aber so enttäuscht, dass sie kurzerhand einen eigenen Maskenschnitt erfunden und kostenlos veröffentlicht hat:
„Ich genoss es, ein neues interessantes Schnittproblem zu lösen (…): Wie kleiden wir das menschliche Gesicht? Für mich ist gutes Design immer funktional, in dem Sinne, dass jedes winzige Detail einen Grund haben muss – und insgesamt sollten diese Details als Ganzes einen perfekten Sinn ergeben.”10
Durch eine Vielzahl von Tricks, wie z.B. eine Rückwärtsfalte im Nasenbereich, liegen die Kanten der Hybridmaske rundherum so ungewöhnlich dicht an, dass sie – sofern aus effizient filterndem Material genäht – sogar professionelle Fit Tests besteht. Die “Luckhaus Mask” wurde daher besonders von Ärztinnen und Pflegern begeistert aufgegriffen, von unzähligen Freiwilligen aus aller Welt für Familie, Freunde und Bedürftige nachgenäht und wird in vielen Ländern auch heute noch getragen.
Darüber hinaus ist Iris Luckhaus für ihre naturkundlichen Schautafeln bekannt, deren aufs Wesentliche reduzierte grafische Gestaltung auch Anfängern beim sicheren Bestimmen von Flora und Fauna hilft. Neben der Zusammenarbeit mit Experten recherchiert sie dafür besonders gern selbst in der bergischen Natur.
Wer genau hinsieht, kann übrigens in vielen ihrer Illustrationen kleine Hinweise auf ihre Heimatorte Wuppertal, Berlin und Paris entdecken!
Text: Matthias Klesse, bearbeitet von U. Mecking-Kroder
Verortung: Breite Straße 51, 42369 Wuppertal
Quellen:
Grafiken: mit frdl. Genehmigung,
© Iris Luckhaus | Alle Rechte vorbehalten, https://www.irisluckhaus.de/
1 https://www.irisluckhaus.de/2022/danke-vivienne-westwood/ (Stand/Zugriff: 07.10.2023)
2 Marcel Magis: Mein Leben mit Mitsu, illustriert von Iris Luckhaus, Wuppertal: Brandneu, 2005
3 Nina Blazon: Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe, illustriert von Iris Luckhaus, München: CBT, 2014.
4 Mimi Fiedler: Die Balkantherapie für Liebe, Leib und Leben, illustriert von Iris Luckhaus, München: MVG, 2015
5 Rita Mielke: Du hast das Wort, Schätzchen!, illustriert von Iris Luckhaus, Berlin: Duden, 2017
6 Iris Luckhaus & Matthias Klesse: Die wunderbare Welt der Lily Lux, Hamburg: Hoffmann & Campe, 2009
7 Iris Luckhaus & Matthias Klesse: Lily Lux Notizbuch, Hamburg: Hoffmann & Campe, 2010
8 Lily Lux Kühlschrankmagnete, https://www.lily-lux.de/produkte/magneten.html (Stand/Zugriff: 09.10.2023)
9 https://www.buecher.de/shop/buecher/die-wunderbare-welt-der-lily-lux/luckhaus-iris-klesse-matthias/products_products/detail/prod_id/26354372/ (Stand/Zugriff: 07.10.2023)
10 https://www.irisluckhaus.de/2022/clothing-the-pandemic-blog/ (Stand/Zugriff: 07.10.2023)