Foto: © Max Höllwarth
Heike Fink
Heike Fink wurde am 20. Juli 1968 in Marbach am Neckar geboren. Aufgewachsen ist sie sehr ländlich und idyllisch in einer Weinbaugegend, in „Hof Und Lembach“ im Bottwartal, einem Dorf von damals etwa 600 Einwohnern. Dort lebte sie bis zum Abitur, welches sie in der Barockstadt Ludwigsburg ablegte.
Ihre Neugier – so sagt sie selbst – habe sie zum Journalismus geführt, denn Journalistinnen haben das Privileg „jeden alles fragen zu dürfen“. Ihr Einstieg war ein Volontariat bei einer Gastronomiezeitschrift in Stuttgart. Heike Fink wollte immer schreiben und studieren. Das tat sie ab 1990 in Wuppertal, wo sie bis heute lebt. Wuppertal deswegen, weil hier das Studium der Allgemeinen Literaturwissenschaft ohne Latinum möglich war. Neben Literaturwissenschaft studierte sie Soziologie. Ihr Schwerpunkt war die Erzähltheorie und Erzähl-Forschung. Schon während des Studiums schrieb sie Kurzgeschichten und war journalistisch tätig, bevor sie durch Zufall zum Film kam, über einen Bekannten, der Drehbuchautor werden wollte und sich mit ihrer Hilfe auf einen Termin mit einer Produktionsfirma vorbereitete. Dabei floss eine Geschichte von Heike Fink ein, aus der ihr erster Film entstand, ein Mittwochs-Movie für RTL.
Daraufhin wollte Heike Fink das Drehbuchschreiben „richtig“ lernen und wurde im ersten Jahrgang in die Autorenschule Hamburg (jetzt Filmschule Hamburg-Berlin) aufgenommen. Es folgten Kurzfilme, Projektentwürfe, 20 Drehbücher (viele davon für die Schublade), Förderungen von Filmstiftungen, dem Kuratorium Junger Deutscher Film, dem BKM (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) und unterschiedlichen Projektionsfirmen. 2004/2005 war sie Stipendiatin der Drehbuchwerkstatt an der renommierten Münchner Hochschule für Film und Fernsehen (HFF München). Hier hatte sie auch Gelegenheit zum ersten Mal das Schreiben eines Romans auszuprobieren.
Eine weitere Förderung, das Gunnar-Gunnarsson-Stipendium, führte sie 2008 nach Island, wo sie zufällig eine Frau traf, die eine der ersten Deutschen war, die nach dem zweiten Weltkrieg nach Island ausgewandert waren. Aus dieser Begegnung entstand ihr Dokumentarfilm Eisheimat (2012), für den sie sechs Frauen interviewte, die sich 1949 auf eine Anzeige einer Tageszeitung in Lübeck, in der Landarbeiterinnen aus Deutschland gesucht wurden, gemeldet hatten und daraufhin Deutschland verließen, um sich auf Island niederzulassen.
Über ein Stipendium an der Bayerischen Akademie des Schreibens im Literaturhaus München und das Gerd-Ruge-Stipendium der Film- und Medienstiftung NRW kam sie zum Thema Friedhöfe und Tod, woraus der Dokumentarfilm Nice Places To Die (2014) entstand, für den sie das Drehbuch schrieb und die Interviews mit Menschen, die auf Friedhöfen leben, auf drei Kontinenten führte. Aus diesen Erfahrungen entstand das erzählende Sachbuch Mein Jahr mit dem Tod.
Der Spielfilm Aufbruch in die Freiheit (2017/2018), für den sie das Drehbuch schrieb und viele positive Kritiken erhielt, war ein großer Erfolg. Der Film über eine Frau, die 1971 nach einem verbotenen Schwangerschaftsabbruch aus ihrer dörflichen Enge ausbricht und sich den Protesten gegen den Paragraphen 218 anschließt, gewann den Deutschen Fernsehpreis, die Goldene Kamera und erhielt eine Grimme-Preis-Nominierung.
Für ihren Film Die Kirchenrebellinnen – Maria 2.0 kämpft (2020), begleiteten Heike Fink und Henriette Bornkamm starke Frauen, die eine Rebellion gegen den Vatikan anzetteln.
Mit der Kollegin Ruth Olshan zusammen arbeitete Heike Fink viele Jahre an einem Kinderfilm, Himbeeren mit Senf (2021), der für den Preis der deutschen Filmkritik 2023 in der Kategorie Bester Kinderfilm nominiert wurde.
Zwischendurch entstanden acht Folgen für die Kika-Reihe „Triff… (historische Persönlichkeiten)“ (Kleopatra, Astrid Lindgren, Marie Curie, Beethoven, Luther, Alexander der Große, Schiller und Harriet Tubman, der den Goldenen Spatz beim Kinderfilmfestival in Erfurt gewann.).
Ihr aktuellster Kinofilm Olaf Jagger ist eine Mockumentary aus dem Jahre 2023 mit dem Comedian Olaf Schubert. Der Film war Eröffnungsfilm der Hofer Filmtage und erhielt zwei der Hauptpreise: den Förderpreis Neues Deutsches Kino und den Kritikerpreis.
Im Herbst 2023 erhielt Heike Fink das Heinrich-Böll-Stipendium in Irland auf Achill Island und schrieb ihren ersten belletristischen Roman.
Heike Fink ist verheiratet mit einem Literaturwissenschaftler, der Gitarre spielt, und hat eine Tochter. Wenn sie nicht gerade für den nächsten Film unterwegs ist, ist sie am liebsten am Strand oder surft ein paar Wellen.
Text: Dagmar Hertle (im Gespräch mit Heike Fink) | Stand: 03.04.2025
Bildergalerie:
Fotos:
oben (Ausschnitt) und unten, Bild 1: Max Höllwarth | Bild 2: Manfred Görgens.
Verortung: Auf der Hardt im Botanischen Garten