Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck, ohne Jahr | Foto: privat © Universitätsarchiv Wuppertal, Signatur 0604 0004 0004.
Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck
Am 13. August 1920 in Elberfeld geboren, wuchs Anneliese Hülsenbeck als Einzelkind in einem Beamtenhaushalt auf, wo sie schon früh mit Kunst und Kultur in Berührung kam.1 Nach dem Abschluss der Mittleren Reife 1936 besuchte sie noch die Hausfrauenklasse, die der Mädchen-Mittelschule Süd angeschlossen war. Von 1937 an studierte Anneliese Hülsenbeck an der Meisterschule des deutschen Handwerks in Wuppertal und schloss dort 1941 mit Auszeichnung als Gebrauchsgraphikerin ab. Als wichtige Lehrer nannte sie selbst: Erich Cleff, Edmund Krause, Hans Schreiber, Otto Schulze und vor allem Theodor Paul Etbauer, damals Direktor der Meisterschule und Leiter der Klasse für Gebrauchsgraphik, Illustration sowie Karikatur und Modezeichnen.
Nach dem Studienabschluss unterrichtete Anneliese Hülsenbeck Kostümkunde an der Meisterschule in Wuppertal und arbeitete daneben selbstständig als Gebrauchsgraphikerin, unter anderem im Atelier von Hubert und Grete Troost2.
1943 folgte sie Theodor Paul Etbauer an die Staatliche Meisterschule für das gestaltende Handwerk in Salzburg. Hier gab sie Unterricht in den Fächern Kostümkunde, Kunstgeschichte und Gebrauchsgraphik und übernahm weitere Lehraufträge an der Fachschule für Holzbearbeitung (Kunstgeschichte und Ornament) sowie an der Berufsfachschule (Fachzeichnen der Schneiderinnen-Meisterklasse) in Hallein. In Salzburg machte sie Bekanntschaft mit dem Künstler Max Peiffer Watenphul, der sie zur Malerei anregte.
Nach dem zweiten Weltkrieg war Anneliese Hülsenbeck zunächst noch als selbständige Künstlerin in Salzburg und Oberösterreich im Bereich Wandmalerei, Bühnenbild und Kostümentwurf tätig, bevor sie 1947 nach Wuppertal zurückkehrte.
In Wuppertal unterrichtete sie als Dozentin an der Werkkunstschule in den Fächern Kostümkunde, Modegraphik, Kunstgeschichte, eine Tätigkeit, die sie bis 1962 ausübte. 1948-1950 arbeitete sie zudem als Graphikerin in der Werbeabteilung der Märkischen Seifenindustrie Witten/Ruhr.
Im August 1954 heiratete sie den Graphik-Designer und Künstler Horst Bollengraben, drei Jahre später wurde Sohn Andreas geboren.
Die Lehraufträge an der Werkkunstschule Wuppertal wurden nur jährlich verlängert. Eine Reduzierung der ihr zugewiesenen Stundenzahl von 12 auf 6 Stunden ab dem Sommersemester 1961 und daraus resultierende Spannungen führten zur Kündigung durch Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck.
Ab 1962 arbeitete sie selbständig in der Industriewerbung und war auch journalistisch tätig (u.a. für die beim Girardet Verlag Essen gedruckte Zeitschrift „Babypost“), denn ihre künstlerische Tätigkeit hatte sich nie nur auf Graphik und Malerei beschränkt. Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck verfasste auch zahlreiche Gedichte.
Ein fortschreitendes Augenleiden schränkte ihre künstlerische Arbeit allerdings stark ein. Erst nach einer Augenoperation begann Ende der 1970er Jahre eine weitere künstlerische Schaffensphase. Inspiration für ihre Werke fand Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck unter anderem in Texten von Else Lasker-Schüler wie auch im Tanz-Theater von Pina Bausch. Besonders lagen ihr aber Blumen und Gärten am Herzen – sowie Menschen. „Ich arbeite bewusst farbig, obwohl die Farbe in der letzten Zeit etwas aus der Mode gekommen ist.“ – so beschrieb sie anlässlich einer Ausstellungseröffnung selbst ihre Arbeit.3 Viele ihrer Werke sind in der von ihr bevorzugten Mischtechnik ausgeführt, in der verschiedene Malmaterialien wie Tusche, Ölkreide und Pastell- oder Aquarellfarbe in einem Bild kombiniert werden.
Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck war an zahlreichen Ausstellungen beteiligt: Neben Einzelausstellungen (erstmals 1983 in der Backstubengalerie in Wuppertal-Elberfeld4) war sie häufig in Gruppenausstellungen vertreten, vor allem solchen der von ihr 1985 mitbegründeten Künstler*innengruppe BRAK.5 Oft war auch ihr Ehemann, Horst Bollengraben, als Gast an diesen Ausstellungen beteiligt, 1994 fand in der Sparkasse Wuppertal eine gemeinsame Ausstellung des Ehepaars statt.6 Beide lebten von „freier Kunst“ – die finanzielle Situation war nicht immer rosig.
In den späten 1990er Jahren gab Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck Lesungen, bei denen sie Gedichte und Texte aus ihren Lebenserinnerungen (geplanter Titel „Tage und Jahre“ – allerdings nie veröffentlicht) vortrug7, letzteres stets verknüpft mit vielen erzählerischen Elementen.
1997 starb Horst Bollengraben nach längerer Krankheit. Die letzten Lebensjahre (ab 2004) verbrachte Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck im Seniorenzentrum Lutherstift in Wuppertal, hier fand 2004 auch eine letzte „Werkschau“ statt.8 Im August 2007 starb die Künstlerin in Wuppertal.
Text: Dr. Friederike Jesse (Stand: 27.11.2024)
Quellen
Unterlagen (vor allem eigener Lebenslauf sowie Berichte zu Ausstellungen) aus dem Nachlass Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck im Universitätsarchiv Wuppertal (Bestand-Signatur: 0604 0004)
Jagals, Kah. 1992. Künstlerportrait: Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck und Horst Bollengraben. Bergische Blätter 15, 1992 (21), S. 16-17.
Foto: Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck, ohne Jahr. Foto: privat; Universitätsarchiv Wuppertal, Signatur 0604 0004 0004.
Verortung: Langjährige Atelierwohnung von Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck, Briller Straße 33, Wuppertal.
1 Martin Juhre, „Die Kunst als ein Weg aus der behüteten Enge“, Westdeutsche Zeitung, Mittwoch 16. April 1997, S. 17.
2 zu Hubert und Grete Troost siehe Seiten 18-21 der Leseprobe aus „Ideenstadt Düsseldorf. Design und Werbung aus Düsseldorf 1900-2013, Droste Verlag 2014 (Buch zur gleichnamigen Ausstellung)“ unter: https://issuu.com/a5design/docs/ideenstadt/18 (Stand 20.11.2024).
3 A. Ludwig, „Ernste Bemühungen, die Nervenkraft kosten“, Stadt-Anzeiger Hückeswagen, Mittwoch 17. April 1985.
4 [mü], „Laufbahn mit Unterbrechungen“, Westdeutsche Zeitung, Dienstag 22. März 1983.
5Der Name Künstlergruppe BRAK ergibt sich aus den beteiligten Künstler*innen:
Bollengraben-Hülsenbeck, Anneliese,
Richartz, Hans-Jürgen,
Alshuth-Goffart, Ilse,
Kocks, Heinz.
6 Kunst in der Sparkasse. Anneliese Bollengraben-Hülsenbeck, Horst Bollengraben. Bilder und Zeichnungen. Broschüre zur Ausstellung 1994.
7 Siehe Martin Juhre in Westdeutscher Zeitung, 16. April 1997.
8 Jan Drees, „Werkschau einer alten Künstlerdame“, Westdeutsche Zeitung 2004 [ohne Datumsangabe, vermutlich im August oder September erschienen].