Foto: © H. Kettig
Alma Kettig
Alma Kettig wurde am 05.11.1915 in Barmen (Wuppertal, Germanenstr. 10) als Tochter einer politisch linksorientierten Arbeiterfamilie geboren.1 Ihre Eltern und ihr Bruder waren in der SPD bzw. der KPD. Vater und Bruder wurden auf Grund ihrer politischen Aktivitäten von den Nationalsozialisten inhaftiert.
Sie führte ein politisch-feministisches Leben. Sie engagierte sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und war seit 1929 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAP). 1931 trat sie in die Sozialistische Arbeiterpartei (SAPD) ein, 1945 wurde sie Mitglied in der SPD mit den Schwerpunkten Frauen-, Sozial- und Friedenspolitik. Sie war in vielen politischen Organisationen engagiert. 1952 war sie eine von vier Frauen des Stadtparlaments in Witten, 1953 und 1957 wurde sie für Witten in den Deutschen Bundestag gewählt. 1965 kurz vor Ende der Legislaturperiode legte sie alle ihre Ämter im deutschen Bundestag nieder. Alma Kettig war zeitlebens eine widerständige Pazifistin. Am 05.08.1997 starb sie in Wuppertal-Barmen und wurde auf dem städtischen Friedhof in Ronsdorf beerdigt.
Alma Kettig erlernte in Wuppertal-Barmen den Beruf der Stenotypistin. Sie arbeitete bei der Volksfürsorge und bei Versicherungen und war als Buchhalterin und Büroleiterin tätig. Nach ihrer Tätigkeit im Deutschen Bundestag war sie mehrere Jahre arbeitslos. Danach arbeitete sie im Großhandel und war auch wieder gewerkschaftlich tätig. Sie sah sich jedoch auch dort als Linke stigmatisiert und arbeitete später als freie Journalistin.
1929 trat Alma Kettig in die Sozialistische Arbeiter-Jugend (SAP) ein. Sie beteiligte sich aktiv am Widerstand gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. Sie klebte Plakate, verteilte Flugblätter gegen die Nationalsozialisten, leistete Botendienste, schmuggelte Briefe und brachte sich oft in Gefahr. Ihrer erkrankten (politisch aktiven) Mutter zu Liebe und aus Angst vor einer Verhaftung gab sie diese Tätigkeiten auf. 1945 trat sie in die SPD ein und gehörte zum linken Flügel. Sie war eine der entschiedensten Gegnerinnen der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, stand gegen Militarismus, für die Ausrottung des Nazismus und gegen atomare Aufrüstung und Notstandsgesetze. 1945 wurde sie Frauenreferentin der Partei im Bezirk Recklinghausen sowie in den Bezirksausschuss der Jungsozialisten, 1946 in den Bezirksfrauenausschuss der IG Chemie-Papier-Keramik gewählt. Sie gehörte zu den engagiertesten Mitstreiterinnen der Friedensbewegung. Für ihren Kampf um Frieden ohne Waffen wurde sie in ihrer Partei zunehmend kritisiert und unter Druck gesetzt, ihr Bundestagsmandat aufzugeben. Zugleich wurden Anschuldigungen geäußert, sie habe Informationen aus dem Innenausschuss an die Friedensunion und an die DDR weitergeleitet. Alma Kettig bestritt dies vehement. 2013 wurde in einem Gutachten des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes festgestellt, dass es keine Hinweise für eine solche Tätigkeit von Frau Kettig gebe. 1965 gab Alma Kettig alle Ämter im Bundestag auf. Sie war Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG), der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung (WFFB), schrieb für deren Zeitschrift „Frau und Frieden“, initiierte gemeinsam mit anderen Frauen die demokratische Fraueninitiative (DFI) – eine feministisch-sozialistische Organisation – und schrieb für „Wir Frauen“. 1985 schied sie aus der DFI aus und schloss sich 1981 dem Wuppertaler Freidenkerverband an. 1983 wurde sie zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Deutschen Freidenkerverbandes gewählt. Bis ins hohe Alter arbeitete sie in der Vietnamsolidarität und engagierte sich bei antifaschistischen Aktivitäten.
2015 gab es in Wuppertal die Anregung, eine Straße nach Alma Kettig, der unbeugsamen, aufrechten Kämpferin und Friedensaktivistin zu benennen.2
Dieser Vorschlag wurde bisher nicht weiter verfolgt.
Text: Claudia Müller
Quellen:
Hier und im Folgenden
1 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Alma_Kettig;
(Stand: 05.07.2022)
Notz, Gisela, Dr., Berlin in:https://www.frauenruhrgeschichte.de/frg_biografie/alma-kettig
(Stand: 07.07.2022)
https://ribelwuppertal.wordpress.com/bergische-freigeister/alma-kettig/
(Stand: 07.07.2022)
https://almakettig.wordpress.com/2015/11/04/kettig-wirfrauen/
Ulrike Müller in „Wir Frauen“ 3/2015 (Stand: 09.07.2022)
https://de.wikipedia.org/wiki/Demokratische_Fraueninitiative
(Stand: 09.07.2022)
2 Brychta, Elke/Reinhold, Anna-Maria, Wuppertal, Projekt „GeschichteGestalten“
https://almakettig.wordpress.com/2015/04/25/kettig-strasse/
(Stand: 09.07.2022); Wuppertaler Rundschau