Photo by David Heerde/Shutterstock1
Doris Pollatschek
Doris Pollatschek
wurde am 14. Februar 1928 in Barmen geboren.2 Sie emigrierte 1934 als Jüdin mit ihren Eltern aus Deutschland. Die ständig wechselnden Wohnorte Spanien, Frankreich und Schweiz verarbeitete der Vater von Doris Pollatschek und ihren zwei Schwestern im Kinderbuch Drei Kinder kommen durch die Welt. In Deutschland gebliebene Großeltern, Onkel und Tanten wurden in der NS-Zeit ermordet. Die Shoa sollte Zeit ihres Lebens ein wichtiges Thema für Doris Pollatschek bleiben.
1942 begann sie eine Lehre als Töpferin bei Fribourg in der Schweiz.
Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Deutschland zurück, zunächst nach Frankfurt am Main, später nach Dresden. Dort studierte Doris Pollatschek 1950 – 1956 Bildhauerei an der Kunsthochschule Dresden. Ab 1956 war sie als freischaffende Bildhauerin in Ost-Berlin tätig, zunächst überzeugte Kommunistin.3 In den 60er Jahren schrieb und gestaltete sie ihre Kinderbücher Das Märchenkind Sabine (1964) und Immer ich (1966).
1974 häuften sich bereits vorhandene politische Schwierigkeiten, wodurch sie keine öffentlichen Aufträge als Bildhauerin mehr erhielt. So begann sie mit Keramik zu arbeiten. 1981 gelang ihr die legale Ausreise aus der DDR und sie zog in die israelische Hauptstadt Jerusalem. Ein Darlehen des Verlegers Axel Springer, den sie brieflich um Geld gebeten, aber nie persönlich gesehen hatte, ermöglichte ihr den Kauf eines Ateliers in Jerusalem.4 Seitdem lebte sie dort als Künstlerin und Katzenmutter, unterbrochen von gelegentlichen Aufenthalten in ihrer Wohnung in Berlin-Steglitz.
Pollatschek fertigte viele Bronzearbeiten, Relief-Fayencen und keramische Plastiken an.5

Doris Pollatschek: Tryptichon für Ausschwitz © by Berkan, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
1991 gestaltete Pollatschek das umstrittene Triptychon für Ausschwitz6 für die St.-Annen-Kirche Berlin-Dahlem, auf dem die Jesusfigur einen Judenstern trägt und drei christliche Geistliche unter dem Kreuz Tee trinken. Diese Darstellung wurde von manchen als illegitime Schuldzuweisung an der Shoa aufgefasst. Es gab scharfe Kritik wie „Die Gemeinde St. Annen sollte das Triptychon der Asservatenkammer der Kriminalpolizei als Paradebeispiel gezielter Geschichtsfälschung überlassen.“7, die die Leugnung einer christlicher Beteiligung am Holocaust eher noch belegten – nichtsdestrotz befindet sich das Tryptichon noch immer in der St.-Annen-Kirche.
Sie kam aber auch zur Eröffnung von Ausstellungen ihrer Werke nach Deutschland wie im Jahr 1995 nach Wuppertal in die Begegnungsstätte Alte Synagoge (deshalb hier ihre Verortung auf dem Stadtplan).8
Beeindruckende Keramikarbeiten sind auch im Jüdischen Historischen Museum des Jewish Cultural Quarter Amsterdam zu finden.9
Pollatschek gilt ferner als federführend bei der Züchtung der sog. Kanaani-Katze:
Kanaani ist der biblische Name für Palästina, was ihre Herkunft erklärt. Wie genau diese Rasse entstanden ist, ist unklar, denn Doris Pollatschek fand eines Tages beim Spaziergang durch die Straßen Israels einen verletzten Mischling, den sie zu sich nahm. Der Mischling war durch die natürliche Paarung einer reinrassigen Wildkatze mit einer streunenden Hauskatze entstanden. Das Aussehen der Katze faszinierte die Bildhauerin. Bis heute ist noch unklar, welche Katzenrassen an ihrer Entstehung beteiligt waren. Nach mehreren Zuchtschwierigkeiten war der Grundstein für die Entstehung dieser Katzenrasse gelegt.10
Doris Pollatschek war zweimal verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.
Text: Uta Kroder
Quellen:
1 Photo by David Heerde/Shutterstock, DORIS POLLATSCHEK WITH HER KANAANI CATS, KANAANI OFFICIALLY RECOGNIZED AS A NEW BREED OF CAT, GERMANY – 1999
Mit vielem Dank für die Unterstützung an das Autonome Frauen*referat des AStAs der Bergischen Universität Wuppertal!!
2 Hier und im Folgenden vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Doris_Pollatschek (Stand 22.06.2022)
3 Vgl. ihr Interview in: Armee Rundschau 1962, Heft 8, Pinsel und Meißel im Waffenverzeichnis, S. 62-63. Hier befindet sich auch eines der wenigen Fotos der jungen Doris Pollatschek.
4 https://web.archive.org/web/20140808054931/http:/www.abendblatt.de/archiv/article.php?xmlurl=/ha/1993/xml/19931113xml/habxml931012_7944.xml (Stand 22.06.2022)
5 https://de.wikipedia.org/wiki/Doris_Pollatschek (Stand 22.06.2022)
6 Doris Pollatschek: Tryptichon für Ausschwitz image created by –Berkan, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
7 Rezension von Lothar Groppe S.J., https://www.jf-archiv.de/archiv06/200649120148.htm (Stand 22.06.2022)
8 http://www.philosophia-online.com/publizistik/p/pollatschek.htm (Stand 22.06.2022)
9 https://data.jck.nl/search/?&qf[]=nave_collectionPart%3AMuseumcollectie&q=pollatschek (Stand 22.06.2022)
10 https://haustiere-journal.de/kanaani-die-bewegungsfreudige-kurzhaarkatze/ (Stand 22.06.2022)